Ulrike Kolb, geboren am 14. 7. 1942 in Saarbrücken. Studium der Pädagogik. Tätigkeit in Jugendfreizeitheimen, Kindergarten und Fachschule. Seit 1979 Journalistin, seit 1984 auch Schriftstellerin. Lebt in Frankfurt/M.
* 14. Juli 1942
von Ulrich Hohoff und Petra Günther
Essay
„Salto Vitale“ lautet der Titel des von Ulrike Kolb gemeinsam mit Jutta Stössinger 1981 herausgegebenen Bands, in dem die beiden Herausgeberinnen auf der Grundlage von Interviews, Gesprächen und Berichten „Frauen in Alternativ-Projekten“, so der Untertitel, vorstellen. Diese erste Buchveröffentlichung Ulrike Kolbs markiert deutlich den lebensgeschichtlichen und theoretischen Rahmen, in den ihre nachfolgenden Prosatexte zwar gestellt werden können, den sie gleichzeitig aber übersteigen.
Der Titel der 1984 erschienenen Erzählung „Die Rabe“ legt zunächst durch das ungewohnte Genus einen angestrengt feministischen Anspruch nahe, doch lässt sich der Text nicht auf eine programmatische Aussage reduzieren.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht J., die möglicherweise T. verlassen hat. J. erscheint als Streunerin, die sich dem Zustand der Verwahrlosung nähert, sich betrinkt, erbricht, unter freiem Himmel ihre Notdurft verrichtet. Sie macht flüchtige Bekanntschaften, mit einem anonym bleibenden Mann haust sie eine Zeitlang zusammen. Die Orte des Vagabundenlebens bleiben schemenhaft. Schließlich trifft sich J. mit ihrem ersten Geliebten und das Trauma einer Abtreibung im fünften Monat kommt zur Sprache. ...